Aufruf zur Bildungsstreik-Demonstration am Mittwoch, 9.6.2010

Aufruf zur Bildungsstreik-Demonstration
am Mittwoch, 9.6.2010

Alle Jahre wieder gehen Studierende auf die Straße um gegen die Zustände im Bildungssystem zu demonstrieren. Doch geändert hat sich seit ’68 wenig, stattdessen hat die Ökonomisierung zugenommen. Dennoch rückt die Einführung der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge die Ungewissheit persönlicher Lebensläufe ins Bewusstsein.

In Diskussionen um Kürzungen wird Bildung gegen andere politische Bereiche, wie zum Beispiel das Gesundheitssystem oder Renten ausgespielt. Dies hat gezeigt, dass der gesamtgesellschaftliche Bezug einer Kritik am
Bildungssystem nicht vergessen werden darf.

Das fängt nicht erst beim restriktiven Zugang zur Universität an. Schon in der Schule, dem Kindergarten und noch früher werden die Bildungschancen von Menschen durch ökonomische Zwänge und Schranken festgelegt. Es liegt
auch gar nicht im staatlichen Interesse, allen Menschen unabhängig von sozialer Herkunft Bildung zu ermöglichen.
Vielmehr geht es um die Bildung nützlicher Eliten, die den Staatsbetrieb aufrecht erhalten und die gesellschaftlichen Verhältnisse reproduzieren.

Deshalb darf die Problematik auch nicht auf die berechtigte Forderung nach einer gerechteren Verteilung von Geldern reduziert werden. Vielmehr muss es um ein grundsätzliches Umdenken beim Begriff von Bildung gehen.
Demokratie darf sich nicht auf repräsentative Gremien beschränken, die nichts daran ändern, dass Bildungsinhalte weiterhin hierarchisch und von oben herab bestimmt und gelehrt werden.

Eine umsetzbare Alternative ist die konsequente Mitbestimmung aller an Bildung beteiligten – in Schulen, Universitäten und allen anderen Orten, an denen Bildung stattfindet. Darüber hinaus lässt sich eine Gesellschaft ohne Schulen, Unis, etc. denken! Nur so kann eine gerechte Verteilung auf der Grundlage einer freien Assoziation von Individuen verwirklicht werden.
Dazu gehört gleichermaßen die Auflösung patriarchaler und anderer diskriminierender Strukturen – in Bildung und dem gesamten gesellschaftlichen Leben.

Wir sollten uns keiner Illusion hingeben dass sich in diesem System etwas ändern würde außer durch Reformen von Oben wie im preußischen Absolutismus. Trotzdem wurde auch diese Gesellschaftsordnung verworfen und durch unsere heutige Demokratie ersetzt.

Unsere Zukunft sehen wir in der sozialen Revolution. Wir wollen eine föderalistische, dezentrale und direkt-demokratische Welt, in der es keine Menschen gibt die wegen abweichender Lebensvorstellungen diskriminiert werden, sondern in der es Gemeinschaften von Gemeinschaften gibt, die genauso bunt und vielfältig sind wie die menschliche Natur. Eine Welt ohne Kapitalismus, Herrschaft und Patriarchat. Eine Welt in der jede_r nach Fähigkeiten und Bedürfnissen und ohne Arbeitszwang leben kann!

In diesem Sinne ruft die FAU Halle auf, sich am 9. Juni 2010 an der Bildungsstreikdemo zu beteiligen.
Los geht es um 14 Uhr auf dem Uniplatz.

[ssba]

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