Am 20. Mai 2014 rief das Aktionsbündnis MLU zur Audimax-Besetzung auf. Anlass war die geplante Schließung der Fächer Medienwissenschaften, Informatik, Psychologie, Sportwissenschaften und Geowissenschaften. Auch das Studienkolleg ist in seiner Existenz bedroht. Anstatt der Vorlesungen fand ein alternatives Programm statt, welches sich mit den geplanten Kürzungen auseinandersetzte. Jedoch waren alle Dozierende und Studierende, deren Vorlesungen nun ausfielen zuvor informiert worden, die Besetzung lief also nach einem zuvor entworfenen Plan ab. Das Programm war straff durchorganisiert, Raum für eigene, spontane Beiträge wurde nicht gegeben. Das veranlasste wohl viele Studierende die Besetzung nicht wie geplant um 20 Uhr zu beenden. Auch Genoss*innen und Sympathisant*innen der FAU Halle waren vor Ort und gründeten zusammen eine Arbeitsgruppe, die sich mit Konzepten basisdemokratischer, langfristiger Strukturen an der Universität auseinandersetzte. Es fanden sich weitere Interessierte, mit denen wir das Organizing-Konzept besprachen und diskutierten. Unser Anliegen war es dabei, neue Perspektiven des Protests aufzuzeigen. Die Arbeit des Aktionsbündnisses beschränkt sich auf Abwehrkämpfe gegen die Kürzungen, wobei immer auf die Standortlogik der Herrschenden eingegangen wird und auf dieser Linie Gegenargumente formuliert werden, anstatt die Ursachen der Kürzungen in strukturellen Bedingungen zu suchen. Wir möchten dagegen eine tiefer gehende Kritik einleiten.
Gerät der Kapitalismus in eine so genannte Krise, finden Kürzungen zunächst in nicht unmittelbar rentablen Bereichen statt: Arbeit, Soziales, Gesundheit und Bildung. Heutzutage sind alle Lebensbereiche durch Konkurrenz auf dem Markt geregelt. Die Bedürfnisse der Menschen werden so dem Kalkül der Profitmaximierung unterworfen. Bildung dient nur der Herstellung von Beschäftigungsfähigkeit im kapitalistischen Wettbewerb. Die Einführung des BA/MA-Systems ist aus diesem Kontext nicht wegzudenken. Hier werden schnell abgefertigte, flexible, belastbare und vor allem unkritische Arbeitskräfte zugerichtet. Für Reflexion und das Suchen und Gehen persönlichkeitsprägender Umwege bleibt kein Raum. Unis werden zu Ausbildungsstätten der Unternehmen. Diese Verwertungslogik sorgt für Verschulung des Studiums und Verlust der Wissenschaftlichkeit.
Am nächsten morgen wurde die Besetzung fortgesetzt.
Ein Blog (http://streikfuerbildung.blogsport.de) zur Veröffentlichung von Texten, die in der gemeinsamen Arbeit im Audimax entstanden sind, wurde eingerichtet. Leider verlief sich das Projekt im Laufe des Tages und es war nicht mehr genug Potential vorhanden, um die Besetzung aufrechtzuerhalten und an weiteren Inhalten zu arbeiten. Ernüchtert wurde dann am Abend die Beendigung der Besetzung bekannt gegeben.
Wir sprechen uns gegen die kapitalistische Standortlogik und für Solidarität mit Streikenden weltweit aus. Wir wollen die Verhältnisse nicht länger hinnehmen, sondern für die Verbesserung unser Lebens- und Arbeitsverhältnisse aktiv werden. Dazu bedarf es der Selbstorganisation. Wir müssen uns konkrete Ziele setzen, einander unterstützen und auf direkte Aktionen, statt auf Stellvertreterpolitik setzen. Nur basisdemokratisch und föderalistisch organisiert, kann uns dies gelingen.
Bildet euch, bildet andere, bildet Banden!