Offener Brief an Uno Pizza

Halle, den 18.03.2020

Nach Berichten über fehlende Infektionsschutzmaßnahmen im Rahmen der Coronakrise

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Herren Kochmann,
sehr geehrter Herr Heinz,

wir als Allgemeines Syndikat Halle sind gewerkschaftlich in Ihrem Betrieb vertreten. Deswegen wenden wir uns direkt an Sie als Geschäftsführung der UP Gastro GmbH. Die jetzige Situation, die ein beträchtliches Risiko für unsere Gesellschaft darstellt, stellt uns alle vor besondere Aufgaben. Sie als Lieferdienst sorgen möglicherweise dafür, dass das Virus von Tür zu Tür getragen wird. Ebenso haben Sie als Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht gegenüber Ihren Angestellten. Die Berichte, die uns von Ihren Angestellten zugetragen werden, sind besorgniserregend. Diesbezüglich möchten wir ihnen einige Fragen stellen zum Umgang mit der aktuellen Pandemie stellen:

  • Gibt es Arbeitsanweisungen innerhalb Ihres Betriebes um die Verbreitung von SARS-CoV-2 einzuschränken (zu verlangsamen)?

  • Wurden diese Arbeitsanweisungen an die Beschäftigten kommuniziert und wird sichergestellt, dass alle Beschäftigten denselben Wissensstand haben?

  • Wurden und werden Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt und ist die Nachschubversorgung gewährleistet?

  • Wurde für den Betrieb ein Pandemieplan erstellt und ist den Beschäftigten der zuständige Ansprechpartner bekannt?

  • Welche Verfahrensweise ist einzuhalten, wenn Beschäftigte während der Arbeit Krankheitssymptome aufweisen oder nachweislich an Corona erkrankt sind ?

  • Erhalten Ihre Angestellten eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und wird ihnen dies auch offen kommunizert?

Leider hat die UP Gastro GmbH – zumindest bisher – nicht wie andere Lieferdienste1 auf bargeld- und kontaktlose Lieferung und Bezahlung umgestellt. Durch diese Maßnahme wäre aber natürlich nur sichergestellt, dass der Übertragungsweg in eine Richtung gehemmt wäre. Uns wurde berichtet, dass in Ihrem Unternehmen einfachste Hygieneregeln untereinander, gegen die Übertragung nicht eingehalten werden. Hier hat der Betrieb, und damit Sie als Geschäftsführung gemäß Arbeitsschutzrecht die Verpflichtung entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Es werden zwei Meter Abstand zu Mitmenschen gefordert. Dies ist besonders in den arbeitsreichen Spätschichten in Ihren engen Filialen gar nicht möglich. Statt das Lieferaufkommen zu drosseln, heizen Sie mit zusätzlichen Sonderangeboten über Social Media die Nachfrage zusätzlich an. Durch eine – unseren Informationen nach – nicht garantierte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall schrecken viele Angestellte davor zurück, bei Beschwerden zu Hause zu bleiben.

Lieferdienste für hochpreisige Pizzaprodukte sind keine grundwichtigen Säulen der Versorgung unserer Gesellschaft, zumal die normale Versorgung der Bevölkerung anderweitig gewährleistet ist. Gleichzeitig werden durch Pizzalieferdienste wichtige Wege, die das Virus nehmen kann, offen gehalten. Verantwortung sollte hier Vorrang vor wirtschaftlichem Gewinn haben. Die Bundesregierung hat hier auch bereits Hilfen für Unternehmen zugesagt.

Wir appellieren an Ihre Vernunft und Ihre unternehmerische und arbeitsrechtliche Verantwortung gegenüber Ihren Angestellten und der Gesellschaft und bitten um die Beantwortung unserer Fragen und fordern eine schnelle Reaktion auf die Missstände.

Wir haben uns zu dem Schritt eines offenen Briefes entschlossen, da die Zeit drängt. Aus den Berichten Ihrer Mitarbeitenden mussten wir vernehmen, dass bereits in früheren Gefahrensituationen das Wohl und die Sicherheit der Angestellten nicht im Vordergrund stand.

In der jetzigen Lage geht es um das Menschenleben von Risikogruppen. Unter bestimmten Konstellationen droht zu einem Kollaps unseres Gesundheitssystems, eine Katastrophe die es zu verhindern gilt.

Mit freundlichen Grüßen

Sekretariat des Allgemeinen Syndikats Halle/Saale

Freie Arbeiter*inne-Union

1 Darunter mindestens: Lieferando, Freddy Fresh, Dominos, Call a Pizza.

[ssba]