Im Umgang mit dem Zwang zur Lohnarbeit gibt es verschiedene Wege: Einige von uns versuchen sie zu vermeiden und müssen dafür oft materielle Armut in Kauf nehmen. Andere suchen sich Bullshit-Jobs (R.I.P. David Graeber), die sie ambitionslos erledigen oder ihnen gar Freiräume lassen, während der Arbeit zu dösen oder Zeitung zu lesen. Und wieder andere versuchen, die viele am Arbeitsplatz verbrachte Zeit mit möglichst sinnvollen Tätigkeiten zu verbringen. Wenn durch eine solche Tätigkeit sogar die eigenen politischen Ideale verwirklicht werden können, scheint der strukturelle Widerspruch der Lohnarbeit häufig aufgelöst. Doch schnell tun sich neue Fragen auf:
Bin ich eine schlechte Gewerkschafterin, wenn ich aus Freude an der Arbeit unbezahlte Überstunden mache?
Wieso sollte ich eine Betriebsgruppe gründen, wenn die Chefin doch am selben Strang zieht wie wir?
Wäre ein Arbeitskampf in unserem Projekt nicht Wasser auf die Mühlen unserer rechten Gegner*innen?
Wenn ich mangels Bereitschaftslohn mein Diensthandy außerhalb der Bürozeiten ausmache, lasse ich dann nicht die Klient*innen im Stich, die dringend auf meine Erreichbarkeit angewiesen sind?
Sind wir Selbstausbeuter*innen, wenn wir die Versammlungen unseres kleinen Kollektivs nicht voll bezahlen können?
Auf diese und viele verwandte Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Wer Lust hat, sich darüber in entspannter Atmosphäre auszutauschen, ist herzlich eingeladen, am Mittwoch den 21.06. ab 18 Uhr zu einem gewerkschaftlichen Feierabend-Tresen in die Spätschicht (Torstr. 20) zu kommen!