Schwarze Katze in Halle

Aller Anfang ist schwer, so auch das Gründen einer eigenen Gewerkschaft.
Nach einigen gescheiterten Versuchen beschloss eine neue Gruppe von 3 Leuten am 1.4.2009 sich in der Freien ArbeiterInnen-Union (FAU) zu organisieren. Die Studierenden wollten den Kontakt zu ihren Wurzeln nicht verlieren und beschlossen mit arbeitenden und erwerbslosen Leuten in Halle zusammen eine Ortsgruppe zu betreiben. Allerdings fanden die meisten Aktivitäten an der Uni statt. Neben Vorträgen kam es auch zu Protesten gegen die schlechten Studienbedingungen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Die prekären Arbeitsbedingungen vieler Angestellter oder die überfüllten Seminare stellten für viele ein Ärgernis dar. Doch gelang es nicht, an der Uni eine FAU-Betriebsgruppe zu etablieren. Nach einigen fruchtlosen Protesten zogen sich die FAU-Mitglieder Stück für Stück aus den Kämpfen an der Uni zurück und versuchten etwas gegen die Missstände auf dem Arbeitsmarkt zu tun. Leiharbeit, unbezahlte Praktika und Einschränkungen des ohnehin miserablen Streikrechts bildeten die Tätigkeitsfelder des kleinen Syndikats. Desweiteren gehörten Soliaktionen für die FAU Berlin, welche im Zuge eines Arbeitskampfes in einem kommunalen Kino verboten wurde, oder für andere anarchosyndikalistischen Gewerkschaften weltweit ebenso zur Gewerkschaftsarbeit, wie die Organisation von kostenlosen Bildungsveranstaltungen und Filmvorführungen. Die erste Hälfte des Jahres 2012 stand unter dem Zeichen der Krise. Die Protestaktionen gegen die europäische Zentralbank und die Krisenpolitik von Deutschland und der Europäischen Union wurden auch von Halle aus unterstützt. Die Aufrufe des internationalen und antikapitalistischen Bündnisses „M31“ wurden in Halle verteilt und die Busfahrt nach Frankfurt mit beworben.
Die Wirtschaftskrise ist allerdings immer noch präsent und auch in Halle wird gekürzt und Arbeitnehmerrechte eingeschränkt, beziehungsweise gegen diese verstoßen. Die Proteste in Spanien oder Griechenland gegen die Auswirkungen der Krise könnten sich genauso gut in Deutschland abspielen. Aber die autoritären Organisationen, wie Parteien oder große bürokratische Gewerkschaften, wie zum Beispiel der DGB, halten die Proteste in Deutschland und auch in Halle zurück. Zusätzlich sind die Arbeitenden vereinzelt und prekarisiert. Das wollen die Mitglieder der FAU-Halle ändern und schlagen dazu ein anderes Organisationsmodell vor. Durch föderale Strukturen von „unten nach oben“ können Entscheidungen an der Basis getroffen werden und somit effektiv Einschnitte und Verstöße gegen das Arbeitsrecht verhindert werden. Eine Organisations-Kampagne soll alle interessierten Menschen in Halle informieren und zur aktiven Mitarbeit einladen. Wenn die FAU-Halle fähig ist eigene Arbeitskämpfe zu führen, werden die verknöcherten Organisationen in Halle aufweichen und auch an anderen Stellen können sich basisdemokratische Strukturen (u.a. FAU-Betriebsgruppen) in der Arbeitswelt entwickeln.

[ssba]