2022 Gründe gegen das System Tönnies: Kundgebung am 13.5. in Weißenfels

Auf Initiative des BUND findet am Freitag, dem 13.5., um 15 Uhr auf dem Weißenfelser Marktplatz eine Kundgebung gegen den Schlachthof von Tönnies statt.

Die Aktion steht im Kontext des Aktionstag #Freitag13, mit dem die Aktion gegen Arbeitsunrecht dieses Jahr gegen Union Busting, also die Unterdrückung gewerkschaftlicher Organisierung, bei ALDI-Süd protestiert. Der BUND knüpft mit der Kundgebung in Weißenfels an frühere Proteste an, bei denen Gewerkschaften zusammen mit Umweltorganisationen und Tierbefreier*innen gegen den Schlachthof auf die Straße gingen.

Tönnies betreibt in Weißenfels den größten Schlachthof Ostdeutschlands. Hier arbeiten Tausende Menschen, darunter eine Vielzahl aus Ost- und Südosteuropa. Tönnies steht stellvertretend für die Kernprobleme des heutigen Kapitalismus: Umweltverschmutzung, Befeuern des Klimawandels, Ausbeutung von Menschen als Arbeiter*innen und Mieter*innen, sowie Tierquälerei. Auch in Weißenfels sind diese Auswirkungen seit Langem spürbar.

Zu Beginn der Corona-Pandemie geriet Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) wegen der hohen Infektionszahlen in der Belegschaft und deren überbelegten und zudem überteuerten Unterkünften in den Fokus der Öffentlichkeit. Presse und Politik empörten sich über das ausgefeilte System der Ausbeutung durch Scheinselbständigkeit und Subunternehmer*innen. Als die Politik reagierte und die Fleischindustrie u.a. zum eigenhändigen Betrieb der Unterkünfte verpflichtete und Werkverträge (Selbständigkeit) verbot, schienen sich die Dinge zum Besseren zu wenden. Doch aus gewerkschaftlicher Sicht ist diese Gesetzesreform das Eingeständnis einer Niederlage: Aufgrund der geringen Organisierung in der Fleischindustrie war es bisher nirgends möglich, dass Arbeiter*innen selber Veränderungen erkämpfen. Diese Schwäche wird auch langfristig einer Durchsetzung der neuen gesetzlichen Mindeststandards im Weg stehen.

Diesen Eindruck bestätigen auch die Medienberichte aus diesem Jahr: Tönnies-Partner sollen illegal Schlachtabfälle auf Feldern in Bayern entsorgt und Tönnies selber soll Sozialbetrug organisiert haben. Es gibt also weiterhin mehr als genug Gründe, gegen Tönnies auf die Straße zu gehen.

Daher unterstützen wir die Kundgebung des BUND in Weißenfels und hoffen, dass es in Zukunft wieder mehr gemeinsame Aktionen von Umweltschützer*innen, Tierschützer*innen und -befreier*innen und von Arbeiter*innen mit ihren Gewerkschaften geben wird.

Kein Lohn bei Krankheit im Corona-Testzentrum? – Nicht mit uns!

Die FAU Halle ist erfolgreich gegen die ungerechtfertigte Kündigung einer Arbeiterin in einem Corona-Schnelltestzentrum in Merseburg vorgegangen. Die Kollegin wurde zunächst per E-Mail rechtswidrig gekündigt, nachdem sie die ihr zustehende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gefordert hatte. Im Nachgang der Kündigung wurde zudem Gehalt zurückbehalten. Hier hat die FAU außergerichtlich die Zahlung ausstehender Lohnansprüche, nicht gezahlten Urlaubsentgeltes, sowie die ausstehende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Höhe von 2.100 Euro erwirkt.

Nicht zum ersten Mal werden der FAU Halle eklatante Misstände in Bezug auf die Einhaltung arbeitsrechtlicher Mindeststandards bekannt. Dass es hier in einem Testzentrum während der Coronapandemie u.a. um verwehrte Lohnfortzahlung bei Krankheit geht, ist besonders erschreckend; zudem bei einem Chef und Arzt der vorgibt, sich gleich zu Beginn der Pandemie mit der Eröffnung von Testzentren engagiert zu haben und allen Sicherheit durch Schnelltests zu bieten.

Die kämpferische Kollegin sagt: „Ich fühlte mich einfach verarscht. Wenn die medizinischen Standards oder gesundheitsfördernde Maßnahmen nach außen hin so hoch gehalten werden, dann müssen diese erst recht für die Beschäftigten gelten. Noch dazu wenn es sich schlicht um geltendes Arbeitsrecht handelt.“

Ein Ende solcher Ungerechtigkeiten kann es langfristig nur geben, wenn sich Beschäftigte solidarisieren und gemeinsam für ihre Rechte einstehen, zum Beispiel mit Hilfe ihrer Gewerkschaft. Denn wieder einmal zeigt sich auch hier, dass wir uns erfolgreich gegen die Ausbeutungen am Arbeitsplatz wehren können.