M31 – Capitalism is the Crisis

m31

Europäischer Aktionstag gegen den Kapitalismus
31. März 2012 | march31.net
Interview auf Radiocorax zur Kampagne m31:
[audio:http://www.freie-radios.net/mp3/20120113-31mrze-45662.mp3]

Europa und die Europäische Union (EU) befinden sich im Ausnahmezustand. Seit Monaten spitzt sich die Kredit- und Schuldenkrise zu. Auf immer neuen Regierungskonferenzen werden Notprogramme beschlossen, um den Kapitalismus zu sanieren. Glaubt man Politik und Medien, drohen sonst Zusammenbruch, Rezession und neue Armut. Mit dieser Katastrophenrhetorik werden marktradikale Reformen durchgesetzt, die unsere Gesellschaft und unser Leben auf Jahrzehnte bestimmen – wenn wir uns nicht wehren. Weiter lesen „M31 – Capitalism is the Crisis“

Buchvorstellung: Gegen die Arbeit

Freitag, 13.1.2012
19 Uhr
Infoladen Glimpflich / VL-Ludwigstraße 37

Die spanische Revolution 1936 und die Fabrikbesetzungen im Frankreich der Volksfront-Regierung bilden noch immer wichtige Bezugspunkte für antikapitalistische und soziale Bewegungen gleichermaßen. Michael Seidmans materialreiche historische Studie zeigt, dass in beiden Ländern, unter unterschiedlichen Bedingungen radikale Praktiken der Arbeitsverweigerung anhielten, ja sogar aufblühten. Revolution hieß für die Arbeiter und Arbeiterinnen in Barcelona und Paris nicht mehr, sondern weniger arbeiten.

Zwangsläufig konzentriert sich Seidman dabei auf den Kern der spanischen Revolution, nämlich die Abläufe in den Betrieben. Damit hebt sich sein Werk ab von der teils romantischen Literatur zum spanischen Bürgerkrieg. Außerdem bietet Seidman eine umfassende Darstellung der französischen Fabrikbesetzungen, über die es in deutscher Sprache bisher nur spärliche Veröffentlichungen gibt. Mit seiner Forschung füllt Seidman eine bisher kaum wahrgenommene Lücke in der Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung.

Die Aufhebung der Lohnarbeit rückt durch diese Studie wieder ins Blickfeld der Gesellschaftsutopie. Das Buch veranschaulicht, dass sich aktuelle, keineswegs nur linksradikale Diskussionen zur Kritik der wachstums- und profitorientierten Wirtschaft und des produktivistischen „Arbeitsfetischismus“ auf eine untergründig verlaufende, proletarische Verweigerungstradition beziehen können.

Der Seidman-Übersetzer Andreas Förster wird die Studie vorstellen und zur Diskussion stellen. Denn unumstritten ist das Buch nicht: Einigen erscheint seine Intention als „Schlag ins Gesicht“, andere sehen es als „nüchterne, faire Untersuchung“ im Sinne der Global Labour History. Manchen bereitet es Kopfzerbrechen, ob denn eine Befreiung vom Kapitalismus überhaupt möglich sei; und wieder andere sehen sich in ihrer Kritik der Gewerkschaften an sich bestätigt. Von akademischem Interesse sind zudem die aufgeworfenen Fragen der Repräsentativität von Massenorganisationen und des produktivistischen Grundverständnisses der sozialistischen Arbeiterbewegung.

Insgesamt ist die Debatte nicht nur ein Thema für geschichtlich Interessierte, stellte doch der IG Metall-Vorsitzende Huber jüngst fest: „Die IG Metall ist eine produktivitätsorientierte Gewerkschaft, und das wird auch so bleiben.“ Welche gesellschaftlichen Auswirkungen ein solches Konzept hat, auch das wird zu diskutieren sein.

Artikel von Michael Seidmann in der Graswurzelrevolution
Buchrezension auf libcom.org (englisch)
Buchrezension auf wobblies.de
Kritik-/Diskussionsaufruf auf syndikalismus.wordpress.com

Michael Seidman, University of North Carolina (USA): Gegen die Arbeit. Über die Arbeiterkämpfe in Barcelona und Paris 1936–38, Vorwort von Karl Heinz Roth und Marcel van der Linden. Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2011, 477 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3939045175.

6.12. und 8.12. Thema: Griechenland

In der zweiten Dezemberwoche haben wir gleich zwei Veranstaltungen zum Thema Griechenland für euch. Dabei geht es natürlich nicht um eine touristische Annäherung an einen Nationalstaat und/oder dessen Geschichte, sondern um soziale Kämpfe im Kontext politischer Entwicklungen der letzten Jahre.
In Gedenken an Alexandros Grigoropoulos zeigen wir den Film Schrei im Dezember, der einen Blick auf die Geschehnisse von 2008 und die militanten Proteste im Nachgang wirft. Darauf folgt dann eine Buchvorstellung von Krisenlabor Griechenland mit den Autoren Detlef Hartmann und John Malamatinas (neu!). Dabei soll es um die jüngsten (insbesondere finanz-)politischen Entwicklungen in Griechenland und den Widerstand gegen die Sparpolitik der Regierung gehen.

Hier die Details zu den beiden Veranstaltungen:

Film: Schrei im Dezember
6.12.2011

19 Uhr
Infoladen Glimpflich / VL-Ludwigstrasse 37

Athen, am Abend des 6. Dezember 2008: Ein Beamter einer Sondereinheit der griechischen politischen Polizei erschießt den 15-jährigen Schüler Alexandros Grigoropoulos. Zwanzig unabhängige ZeugInnenaussagen belegen, dass es keinen Grund für die Schüsse gab. Und dass Alexandros nicht, wie von der Staatsanwaltschaft behauptet, von einem Querschläger getroffen wurde, sondern von einem gezielten Schuss aus knapp zwanzig Meter Entfernung. Stunden später sind bereits Zehntausende auf der Straße und protestieren gegen die Polizeiwillkür. Die Straßenkämpfe in der griechischen Hauptstadt dauern bis zum Jahreswechsel.

Zum dritten Jahrestag des tödlichen Polizei-Schusses auf Alexandros Grigoropoulos wird im Infoladen die Dokumentation von Kostas Kolimenos über die Hintergründe und den Verlauf der militanten Protestaktionen danach gezeigt. Klar wird dabei, dass die vom Staat ausgehende Gewalt erst jene Gegengewalt herstellt, die dann wiederum unter Berufung auf die Wiederherstellung des gesellschaftlichen Gemeinwohls militärisch niedergeschlagen werden kann.

griechisch mit deutschen Untertiteln | 48 Min. | Kostas Kolimenus | 2008


Buchvorstellung: Krisenlabor Griechenland – Ein Modell für die Reorganisation Europas unter deutscher Führung?
8.12.2011

20 Uhr
Infoladen Glimpflich / VL-Ludwigstrasse 37

Europa befindet sich auf dem Weg in eine neue Epoche. Nach der vorläufigen “Rettung” Irlands steht die “zweite Halbzeit der Euro-Krise” erst bevor. Es geht nicht um die Beendigung, sondern um die Nutzung der Krise. Exemplarische Bedeutung kommt dabei den Auseinandersetzungen um die griechische Schuldenkrise zu. Die griechische Gesellschaft dient den EU-Strategen unter der Hegemonie der Merkel-Regierung – mit Hilfe des IWF – als Labor für die Reorganisation des Großraums Europa. Ein “Labor” für eine Schockpolitik, die auf die Transformation der übrigen europäischen Länder, vor allem des Südgürtels, zielt und als Blaupause für die osteuropäischen Länder dient.

Der Autor Detlef Hartmann beschäftigt sich in dem im Januar 2011 bei Assoziation A erschienenen Band insbesondere mit der Entwicklung der kapitalistischen Strategien in den Krisen der Gegenwart. Er begreift sie als Ausdruck einer epochalen Offensive des globalen Kapitals, um das kapitalistische Kommando über die Wertschöpfungsprozesse zu reorganisieren. Über eine Politik der Verelendung, wie sie aktuell in Form von “Sparhaushalten” umgesetzt wird, soll ein neues, auf Informations- und Kommunikationstechnologien basierendes Regime durchgesetzt und die Bereitschaft der Menschen hergestellt werden, sich diesem neuen Regime zu unterwerfen. Die sozialen Auseinandersetzungen in Griechenland haben deshalb exemplarischen Charakter für die Zukunft eines maßgeblich von Deutschland aggressiv neu geordneten Europas.

Hartmann, Detlef und John Malatimas. Krisenlabor Griechenland: Finanzmärkte, Kämpfe und die Neuordnung Europas. Assoziation A, 2011. 136 Seiten.

10.11. Filmabend: Babylon System

Im Kino Babylon Mitte, dem senatsgeförderten Kommunalkino mit dem “Links”-Image, haben sich die Beschäftigten gemeinsam mit der FAU (Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union) organisiert. „Babylon System“ dokumentiert den Kampf gegen außertarifliche prekäre Arbeit. Dabei stoßen nicht nur Belegschaft und Kinoleitung aneinander, sondern auch verschiedene gewerkschaftliche Strategien. Der Film blickt hinter die Kulissen des Arbeitskampfes und analysiert ein Paradebeispiel zunehmender Prekarisierung im Kulturbetrieb.

deutsch | 07:52 Min. und 52 Min | 2010

10.11.2011
20 Uhr
Infoladen Glimpflich / VL-Ludwigstrasse 37

3.11. Filmabend: Das Ende der Vertretung

Emmely und der Streik im Einzelhandel

Die Situation der Beschäftigten im Einzelhandel hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Während die Arbeitsbelastung immer näher an die Grenze des körperlich erträglichen geht, bleiben die Löhne immer weiter hinter den steigenden Lebenshaltungskosten zurück. Und das während die Gewinne der Unternehmen kontinuierlich ansteigen: zwischen 2000 und 2006 um 64,3%. Als die Arbeitgeber Ende 2006 die Zuschläge für Spät- und Nachtarbeit kürzen wollten, hatten sie im Empfinden vieler Beschäftigter eine Grenze überschritten: Die längste und härteste Tarifauseinandersetzung im deutschen Einzelhandel begann.

Der Film begleitet die Streikenden über mehrere Monate. Zu Wort kommen Frauen, die seit Jahrzehnten im Einzelhandel arbeiten. Viele streiken zum ersten mal in ihrem Leben. Oft sind sie allein erziehend, in Teilzeit und mit so wenig Lohn, dass sie sich ihr Essen „bei der Familie zusammensuchen“ müssen. Manchen wird ihr Engagement im Streik zum Verhängnis, Emmely zum Beispiel. Nachdem sie in ihrer Kaiser’s Filiale den Streik organisiert hat, wird ihr unter einem Vorwand fristlos gekündigt. Als sie auf Wiedereinstellung klagt bekommt sie die ganze Wucht des einseitig an den Interessen der Unternehmen ausgerichteten deutschen Arbeitsrechts zu spüren.

Der Film sucht nach Antworten auf die Frage, weshalb die Beschäftigten und ihre Organisationen nicht in der Lage sind, sich gegen die Arbeitgeber durchzusetzen. Er erkundet das Engagement der ArbeiterInnen im Streik und analysiert das Vorgehen der Streikleitung und die Rolle der Betriebsräte. Beschrieben werden auch die Interventionen linker Gruppen an der Seite der Streikenden.

deutsch | 56 Min. | Bärbel Schönafinger & Samira Fansa | 2009

3.11.2011
20 Uhr
Infoladen Glimpflich / VL-Ludwigstrasse 37

75 Jahre Spanische Revolution

Der 19. Juli 1936 wird als Anfang oder wichtiger Zeitpunkt der sozialen Revolution in Spanien erinnert. Zu diesem Anlass gibt es ab kommender Woche neue Bücher und eine Broschüre zum Thema in der anarchistischen Bibliothek im Infoladen und (wenn alles klappt) am Dienstag Abend um 20 Uhr die Dokumentation Die Utopie leben! Anarchismus in Spanien (Vivir la Utopia)
Es lohnt sich also, mal wieder reinzuschauen.

Details auf der Seite der Bibliothek.

Fidl Kunterbunt Musik und Liederbücher

Falls ihrs noch nicht wisst, bei uns gibt es Musik-CDs und das Original-Liederbuch von Fidl Kunterbunt.
Die Titel sind:
Linksradikale Liebeslieder – wie’n rosaroter Pflasterstein (3 CDs)
Mein allerletztes Lied (2 CDs)
Bekommen könnt ihr sie zu den Infoladen-Öffnungszeiten (dienstags von 16.00 bis 20.00 Uhr und freitags von 15.00 bis 19.00 Uhr) sowie während des Plenums sonntags ab 19 Uhr.

Einige Filme #1

Lucio Urtubia – Anarchist und Maurer
Anarchist, Bankräuber und Maurer: Lucio Urtubia, geboren am 18. Februar 1931 in Cascante (Navarra), desertierte Mitte der 1950er Jahre vom spanischen Militär und ließ sich in Paris nieder. Dort arbeitete er als Maurer, schloss sich in der Folge anarchistischen Gruppierungen an und wurde für seine Enteignungsaktionen berühmt. Dabei kam er mit Gruppen wie den Black Panthers in Kontakt und traf den Revolutionär Che Guevara. Sein abenteuerliches Leben wurde von Aitor Arregi und Jose Mari Goenaga verfilmt.

The Take (La Toma)
Der Film handelt von Arbeitern in einigen Staaten von Argentinien, welche die Kontrolle über ihre geschlossenen Fabriken übernahmen und durch ein genossenschaftliches Management aus Arbeitern ersetzten.

Salvador – Kampf um die Freiheit
In den letzten Tagen des spanischen Faschismus kämpft auch der Bourgeoisie-Spross Salvador Puig Antich (Daniel Brühl) gegen das Franco-Regime. Zusammen mit Gleichgesinnten zieht er in den Untergrund. Von dort verüben sie bewaffnete Banküberfälle, um die Arbeiterbewegung zu finanzieren. Bis sie 1973 in Barcelona festgenommen werden – und man Salvador wegen Polizistenmordes zum Tode verurteilt. Mit seinem Anwalt Oriol Arau (Tristan Ulloa) und dem Wärter Jesus (Leonardo Sbaraglia) schöpft er Hoffnung.

Es gilt die Tat! 90 Jahre mitteldeutscher Aufstand

Vortrag mit Bernd Langer
28.3. / 20 Uhr / VL / Ludwigstraße 37

Im März 1921 kam es im Industriegebiet um Halle/Merseburg und dem Mansfelder Land (heute Sachsen-Anhalt mit angrenzenden Gebieten Thüringens und Sachsens) zum letzten großen bewaffneten Aufstand in Deutschland. In der DDR galt dieses Ereignis als bedeutende historische Tat, freilich nur in der sehr eigenwilligen Interpretation der SED. Heute hingegen kommt der Aufstand in der Geschichtsschreibung kaum noch vor – was politisch erklärbar ist, liegt dieses linksradikale Ereignis doch quer zu vielen gesellschaftlichen Entwicklungen. Es geht um Gestalten wie Max Hoelz oder Karl Plättner, die erklärte Feinde des Kapitalismus waren und nicht von Parteilinken vereinnahmt werden können.

Bernd Langer forscht bereits seit Jahren zu den Ereignissen dieser Zeit und hat es sich zum 90. Jahrestag des Mitteldeutschen Aufstandes zur Aufgabe gemacht, dessen Hintergründe zu erhellen und seine Protagonisten vorzustellen.

Kunst und Kampf