Uns dort organisieren, wo wir stehen!

Am 17.09.2022 haben wir an der ersten Demo des Halleschen Bündnisses „Genug ist Genug“ teilgenommen. Hier findet ihr eine Zusammenfassung unseres Redebeitrags zum Nachlesen.

Die FAU ist eine anarchistische Basisgewerkschaft und wir führen vor allem Arbeitskämpfe im Niedriglohnsektor und in Betrieben, wo es kaum oder keine gewerkschaftliche Organisierung gibt. In der letzten Zeit hatten wir dabei u.a. mit dem Pizzalieferanten Domino‘s zu tun, dessen Filialen in Halle, Leipzig und Magdeburg geltendes Arbeitsrecht unterliefen und aggressiv gegen gewerkschaftliche Organisierung vorgingen. Wir versuchen, auch für jede einzelne Arbeiterin alles rauszuholen, was mit den uns zur Verfügung stehenden rechtlichen und gewerkschaftlichen Mitteln möglich ist. Und damit sollten wir auch im größeren Maßstab den derzeitigen sozialen Herausforderungen begegnen: Uns dort zu organisieren, wo wir stehen, überall dort solidarisch soziale Kämpfe führen, wo unsere Grundlage für ein gutes Leben in Gefahr gerät.

Großdemonstrationen mit Forderungen an die Politik sind wichtig. Denn angesichts der Umverteilung von unten nach oben sollten wir das einfordern, was wir mit unserer Lohnarbeit an Reichtum produzieren. Und es ist unerlässlich, dass wir mittels Demonstrationen noch mehr Menschen ermutigen, selbstbewusst und solidarisch das einzufordern, was ihnen zusteht. Wenn allerdings unsere Chef*innen weiter ordentliche Profite durch die Ausbeutung unserer Arbeitskraft machen, dann sollten wir versuchen, uns genau von ihnen das Geld zu holen, das wir zum Leben brauchen. Steigende Mindestlöhne oder Mietmoratorien können schützende Mittel sein, langfristiger und nachhaltiger wären allerdings höhere Löhne. Und die bekommen wir vor allem durch eine solidarische Organisierung.

Dasselbe gilt für Kämpfe gegen steigende Mieten: Organisieren wir uns mit unseren Nachbar*innen und stemmen wir uns gegen unsere Ausbeutung durch Vermieter*innen und Immobilienspekulant*innen! Diese Kämpfe beginnen buchstäblich vor unserer Haustür und können durch keine Gesetzesänderung aus Berlin überflüssig gemacht werden. Denn es ist doch so, dass wir als Gewerkschaft vor allem damit beschäftigt sind, per Organisierung das bereits geltende Recht durchzusetzen. Auch wenn wir von viel mehr träumen sollten. Chef*innen unterlaufen permanent geltendes Arbeitsrecht, weil sie wissen, dass wir nicht gut genug organisiert sind, um uns zu wehren. Wenn wir nicht mehr wissen, wovon wir Miete und weitere lebensnotwendige Ausgaben bezahlen sollen, dann sollten wir uns organisieren, streiken, Betriebe besetzen und mit allen Mitteln für unsere Rechte kämpfen. Ohne uns läuft hier gar nix und genau das können wir mit Streiks unmissverständlich klarmachen.

An diesem Punkt wollen wir noch kurz den Aspekt der Solidarität und Unteilbarkeit ansprechen. Im Aufruf zur Demo wurde ja bereits klargemacht, dass wir uns gegen jeden Rassismus stellen. Das ist nicht nur eine grundmenschliche Haltung – es ist auch eine Unerlässlichkeit, um eine Spaltung der Lohnabhängigen zu verhindern. Dort, wo wir gegeneinander ausgespielt werden können, ob als Kolleg*innen oder als Nachbar*innen, da können wir keine Kämpfe gewinnen. Damit ist auch völlig klar, warum AfD, Querdenker*innen und Nazis genau das Gegenteil von dem vertreten, wofür wir auf die Straße gehen. Rassismus gegenüber Kolleg*innen, die etwa aus dem Ausland kommen und aufgrund größerer Not bereit sind, zu schlechteren Bedingungen zu arbeiten oder unsere Arbeitsplätze zu übernehmen, wenn wir sie wegen zu schlechter Bedingungen aufgeben, ist ein Schnitt ins eigene Fleisch. Nur wenn wir die Rechte derer verteidigen können, die am prekärsten beschäftigt sind, können wir auch die Rechte aller anderen verteidigen.

Wir haben als FAU vor mehreren Jahren eine lange Kampagne rumänischer Bauarbeiter in der Mall of Berlin mitgetragen, denen mehrere Monate Lohn nicht gezahlt wurden. Wir haben im ersten Corona-Sommer bei Bonn Hunderte rumänische Spargelstecher*innen dabei unterstützt, ihre Löhne vom insolventen Betrieb Spargel Ritter einzuholen. Und in diesem Zusammenhang wollen wir auch auf einen untragbaren Zustand vor den Toren Halles hinweisen, und zwar beim Schlachthof von Tönnies in Weißenfels, dem größten Schlachthof Ostdeutschlands: Bei Tönnies finden gerade Massenentlassungen statt, die vor allem Arbeiter*innen aus Rumänien und Bulgarien treffen. Die Arbeiter*innen verlieren damit von einem Tag auf den anderen nicht nur ihr Einkommen, sondern sind damit auch gezwungen, aus den oft werkseigenen Wohnungen auszuziehen. In der Mitteldeutschen Zeitung gibt es bereits erste Berichte darüber, wie Tönnies die kurzfristig frei werdenden Wohnungen beräumen und alles auf die Straße werfen lässt, wodurch eine ganze Nachbarschaft verdreckt wurde. Es ist gut möglich, dass viele der Kündigungen rechtswidrig sind. Jedoch werden die osteuropäischen Arbeiter*innen in vielen Fällen keine Zeit oder Gelder haben, bis zu einem erfolgreichen Einklagen vor dem Arbeitsgericht in Weißenfels oder gar in Deutschland zu bleiben. Stattdessen ist zu befürchten, dass viele aus wirtschaftlicher Not entweder zurück in ihre Herkunftsländer gehen oder alsbald andere Arbeit im Niedriglohnsektor suchen. Diese gewerkschaftliche Niederlage ist nicht nur eine für die Beschäftigten von Tönnies – sie ist auch eine für alle anderen Arbeiter*innen, weil Tönnies damit ein Exempel für viele andere Industriezweige statuiert.

Lasst uns all dem eine neue Welle der Solidarität und der selbstorganisierten sozialen Kämpfe entgegensetzen – mit Demonstrationen, Gründungen von Betriebsgruppen, Nachbarschaftsvernetzung und Mut zum Streik!

2022 Gründe gegen das System Tönnies: Kundgebung am 13.5. in Weißenfels

Auf Initiative des BUND findet am Freitag, dem 13.5., um 15 Uhr auf dem Weißenfelser Marktplatz eine Kundgebung gegen den Schlachthof von Tönnies statt.

Die Aktion steht im Kontext des Aktionstag #Freitag13, mit dem die Aktion gegen Arbeitsunrecht dieses Jahr gegen Union Busting, also die Unterdrückung gewerkschaftlicher Organisierung, bei ALDI-Süd protestiert. Der BUND knüpft mit der Kundgebung in Weißenfels an frühere Proteste an, bei denen Gewerkschaften zusammen mit Umweltorganisationen und Tierbefreier*innen gegen den Schlachthof auf die Straße gingen.

Tönnies betreibt in Weißenfels den größten Schlachthof Ostdeutschlands. Hier arbeiten Tausende Menschen, darunter eine Vielzahl aus Ost- und Südosteuropa. Tönnies steht stellvertretend für die Kernprobleme des heutigen Kapitalismus: Umweltverschmutzung, Befeuern des Klimawandels, Ausbeutung von Menschen als Arbeiter*innen und Mieter*innen, sowie Tierquälerei. Auch in Weißenfels sind diese Auswirkungen seit Langem spürbar.

Zu Beginn der Corona-Pandemie geriet Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) wegen der hohen Infektionszahlen in der Belegschaft und deren überbelegten und zudem überteuerten Unterkünften in den Fokus der Öffentlichkeit. Presse und Politik empörten sich über das ausgefeilte System der Ausbeutung durch Scheinselbständigkeit und Subunternehmer*innen. Als die Politik reagierte und die Fleischindustrie u.a. zum eigenhändigen Betrieb der Unterkünfte verpflichtete und Werkverträge (Selbständigkeit) verbot, schienen sich die Dinge zum Besseren zu wenden. Doch aus gewerkschaftlicher Sicht ist diese Gesetzesreform das Eingeständnis einer Niederlage: Aufgrund der geringen Organisierung in der Fleischindustrie war es bisher nirgends möglich, dass Arbeiter*innen selber Veränderungen erkämpfen. Diese Schwäche wird auch langfristig einer Durchsetzung der neuen gesetzlichen Mindeststandards im Weg stehen.

Diesen Eindruck bestätigen auch die Medienberichte aus diesem Jahr: Tönnies-Partner sollen illegal Schlachtabfälle auf Feldern in Bayern entsorgt und Tönnies selber soll Sozialbetrug organisiert haben. Es gibt also weiterhin mehr als genug Gründe, gegen Tönnies auf die Straße zu gehen.

Daher unterstützen wir die Kundgebung des BUND in Weißenfels und hoffen, dass es in Zukunft wieder mehr gemeinsame Aktionen von Umweltschützer*innen, Tierschützer*innen und -befreier*innen und von Arbeiter*innen mit ihren Gewerkschaften geben wird.

Kein Lohn bei Krankheit im Corona-Testzentrum? – Nicht mit uns!

Die FAU Halle ist erfolgreich gegen die ungerechtfertigte Kündigung einer Arbeiterin in einem Corona-Schnelltestzentrum in Merseburg vorgegangen. Die Kollegin wurde zunächst per E-Mail rechtswidrig gekündigt, nachdem sie die ihr zustehende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gefordert hatte. Im Nachgang der Kündigung wurde zudem Gehalt zurückbehalten. Hier hat die FAU außergerichtlich die Zahlung ausstehender Lohnansprüche, nicht gezahlten Urlaubsentgeltes, sowie die ausstehende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Höhe von 2.100 Euro erwirkt.

Nicht zum ersten Mal werden der FAU Halle eklatante Misstände in Bezug auf die Einhaltung arbeitsrechtlicher Mindeststandards bekannt. Dass es hier in einem Testzentrum während der Coronapandemie u.a. um verwehrte Lohnfortzahlung bei Krankheit geht, ist besonders erschreckend; zudem bei einem Chef und Arzt der vorgibt, sich gleich zu Beginn der Pandemie mit der Eröffnung von Testzentren engagiert zu haben und allen Sicherheit durch Schnelltests zu bieten.

Die kämpferische Kollegin sagt: „Ich fühlte mich einfach verarscht. Wenn die medizinischen Standards oder gesundheitsfördernde Maßnahmen nach außen hin so hoch gehalten werden, dann müssen diese erst recht für die Beschäftigten gelten. Noch dazu wenn es sich schlicht um geltendes Arbeitsrecht handelt.“

Ein Ende solcher Ungerechtigkeiten kann es langfristig nur geben, wenn sich Beschäftigte solidarisieren und gemeinsam für ihre Rechte einstehen, zum Beispiel mit Hilfe ihrer Gewerkschaft. Denn wieder einmal zeigt sich auch hier, dass wir uns erfolgreich gegen die Ausbeutungen am Arbeitsplatz wehren können.

Krieg in der Ukraine

— украї́нська мо́ва внизу & english below —

Aus gegebenem Anlass veröffentlichen wir hier die:

Erklärung des Internationalen Komitees der FAU zur russischen Invasion in der Ukraine

Wir, das Internationale Komitee der FAU-Föderation, verurteilen die Invasion des russischen Militärs in die Ukraine auf das entschiedenste. Wir rufen alle solidarischen Arbeiter:innen in Deutschland dazu auf, den Betroffenen in der Ukraine wie auch den mutigen Anti-Kriegsdemonstrant:innen in Russland und Belarus alle erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen.

Die militärische Agression der russischen Regierung fordert aktuell Tote und Verletzte, zerstört Städte, Gemeinschaften und Existenzen, sie verfolgt die Macht- und Wirtschaftsinteressen weniger, bezahlt mit dem Blut und dem Leben von Tausenden. Langfristig droht sie die – auch heute schon begrenzten – Freiheitsrechte der ukrainischen Bevölkerung völlig zugunsten der politischen Diktatur auszulöschen.

Als transnationale und basisdemokratische Gewerkschaftsbewegung stehen wir hinter den Werktätigen und Mittellosen, die die größten Opfer in allen Kriegen erleiden müssen. Wir stehen auch hinter allen, die heute den Mut haben, trotz der enormen Repression in Russland gegen diesen Krieg aufzustehen.

Auch wenn wir den aktuellen Druck gegen die russische Regierung und Banken begrüßen, halten wir die moralische Entrüstung der NATO-Staaten und der EU vor dem Hintergrund ihrer eigenen imperialistischen Politik für wenig glaubwürdig. Wir denken dabei beispielsweise an die Angriffskriege der türkischen Regierung auf Armenien, den Nord-Irak, Nord-Ost-Syrien, wir sprechen von der mangelnden Unterstützung für die Aufstände in Belarus oder Hongkong, wir sprechen von der mangelnden Unterstützung für die Widerständler:innen in Sudan und Myanmar. Entschieden wenden wir uns gegen jeglichen Imperialismus.

Letztendlich sind sowohl Russland als auch die EU und die NATO nationalstaatliche Konstrukte. Und wie bei solchen Machtgebilden üblich, setzen diese sich primär für Kapitalinteressen ein. Kapitalinteressen, die unseren Interessen als Arbeiter:innen widersprechen. In diesem Sinne verurteilen wir auch die Ankündigung von Bundeskanzler Scholz (SPD) von Milliardenausgaben zur deutschen Aufrüstung, Milliarden die den Menschen in der Ukraine nichts nützen und die in Deutschland im Sozial-, Pflege-, Gesundheits-, Bildungs- und Umweltbereich fehlen.

Im jetzigen Angriffskrieg gegen die ukrainische Bevölkerung rufen wir euch auf: Organisiert Wohnungen, Arbeitsstellen, Behörden-Unterstützung und Fahrdienste für Geflüchtete aus Russland und der Ukraine, spendet Geld, Medikamente, Schutzausrüstung wie Helme und Schutzwesten an linke Selbstverteidigungs- und Sanitätseinheiten, unterstützt Deserteur:innen beider Seiten, skandalisiert auch das Messen mit zweierlei Maß hinsichtlich der Angriffskriege des NATO-Staats Türkei.

Wir bitten alle solidarischen Arbeiter:innen Kontakte in die Ukraine mit uns zu teilen und sich mit uns über das weitere Vorgehen zu koordinieren.

Als solidarische Arbeiter:innen stehen wir in einer sich destabilisierenden Welt vor gewaltigen Herausforderungen. Wir müssen uns organisieren, weltweit, basisdemokratisch und verbindlich. Wir müssen unsere Solidaritätskassen, unserer Übersetzer:innen- und Mediennetzwerke ausweiten, wir müssen Strukturen zum Selbstschutz der Arbeiter:innen und zur Überwindung humanitärer Krisen aufbauen. Keinen Handschlag für den Krieg und seine Profiteur:innen – alles für die globale Solidarität!

Internationales Komitee der Gewerkschaftsföderation FAU,
organisiert in der International Confederation of Labour

Unterstützungsmöglichkeiten


Заява Міжнародного комітету ФАУ (укр.: Вільний робітничий союз) щодо російського вторгнення в Україну

Ми, Міжнародний комітет Федерації ФАУ, рішуче засуджуємо вторгнення російських військових в Україну. Ми закликаємо всіх солідарних працівників у Німеччині надати всю можливу допомогу постраждалим в Україні, а також мужнім антивоєнним демонстрантам у Росії та Білорусі.

Військова агресія російського уряду в даний час призводить до загибелі і поранень, руйнує міста, громади і засоби до існування, посягає на владу і переслідує економічні інтереси, розраховуючись кров’ю і життям тисячьох. У довгостроковій перспективі це загрожує повністю знищити вже обмежені сьогодні громадянські свободи українського населення на користь політичної диктатури.

Як транснаціональний і демократичний профспілковий рух, ми підтримуємо трудящих і знедолених, які зазнають найбільших жертв у всіх війнах. Ми також підтримуємо всіх тих, хто сьогодні має мужність протистояти цій війні, незважаючи на величезні репресії в Росії.

Навіть якщо ми вітаємо нинішній тиск на російський уряд і банки, ми вважаємо моральне обурення країн НАТО і ЄС не дуже надійним на тлі власної імперіалістичної політики. Маються на увазі війни турецького уряду проти Вірменії, північного Іраку, північно-східної Сирії, мова йде про відсутність підтримки повстань в Білорусі або Гонконзі а також відсутність підтримки опіру в Судані і М’янмі. Ми рішуче виступаємо проти будь-якого імперіалізму.

Зрештою, і Росія, і ЄС, і НАТО залишаються національними конструкціями. І, як це прийнято з такими силовими структурами, вони в першу чергу віддані інтересам капіталу. Інтереси капіталу, які суперечать нашим інтересам як працівників. У цьому сенсі ми також засуджуємо заяву канцлера Шольца (СДПН) про мільярди, витрачені на переозброєння Німеччини, мільярди, які є марними для народу України і яких не вистачає в Німеччині в соціальному, медичному, освітньому та екологічному секторах.

У нинішній агресивній війні проти українського населення ми закликаємо вас: організувати квартири, робочі місця, офіційну підтримку та транспортні послуги для біженців з Росії та України, пожертвувати гроші, медикаменти, захисні засоби, такі як шоломи та захисні жилети для оборонців лівих загонів та медичних підрозділів, підтримати дезертирів з обох сторін, скандалізувати подвійні стандарти щодо військових вторгнень держави-члена НАТО Туреччини.

Ми просимо всіх солідарних працівників поділитися з нами контактами в Україні та скоординувати з нами подальший курс дій.

Являючись солідарними працівниками, ми стикаємося з величезними викликами в дестабілізованому світі. Ми повинні організувати себе, в усьому світі, демократично і пов’язуючи. Ми повинні розширити нашу солідарну скарбницю перекладачів та медіамереж, ми повинні збудувати структури для самозахисту працівників і для подолання гуманітарних криз. Ніякого рукостискання для війни та її бенефіціарів – все для глобальної солідарності!

Міжнародний комітет Федерації профспілок ФАУ,
організована в Міжнародній конфедерації праці

Варіанти підтримки:

Підтримка біженців: https://linktr.ee/operation.solidarity а також у місцевих синдикатах
Підтримка антивоєнних протестів у Росії: https://wiki.avtonom.org/en/index.php/Donate
Пожертвування для анархістської самооборони: https://abcdd.org/en/donation/
Підтримка дезертирів з усіх боків: https://www.cafe-libertad.de/fahnenflucht-support-desertion 18min


Statement by the International Committee of FAU on the Russian invasion of Ukraine

We, the International Committee of the FAU Federation, condemn in the strongest possible terms the Russian military invasion of Ukraine. We call on all solidary workers in Germany to provide all possible help to those affected in Ukraine as well as to the courageous anti-war demonstrators in Russia and Belarus.

The military aggression of the Russian government is currently causing deaths and injuries, destroying cities, communities and livelihoods, it pursues the interests of power and business less, paid for with the blood and lives of thousands. In the long term, it threatens to wipe out the freedoms of the Ukrainian population – which are already limited today – in favor of the political dictatorship.

As a transnational and grassroots trade union movement, we stand behind the working people and the destitute who suffer the greatest casualties in all wars. We also stand behind everyone who today has the courage to stand up against this war despite the enormous repression in Russia.

Even if we welcome the current pressure against the Russian government and banks, we consider the moral indignation of the NATO states and the EU to be little credible against the background of their own imperialist policies. We are thinking, for example, of the Turkish government’s wars of aggression in Armenia, northern Iraq, north-eastern Syria, we are talking about the lack of support for the uprisings in Belarus or Hong Kong, we are talking about the lack of support for the resisters in Sudan and Myanmar. We resolutely oppose any form of imperialism.

Ultimately, Russia and the EU and NATO are nation-state constructs. And as is usual with such power structures, they primarily serve the interests of capital. Capital interests that contradict our interests as workers. With this in mind, we also condemn the announcement by Chancellor Scholz (SPD) of spending billions on German rearmament, billions that are of no use to the people of Ukraine and that are lacking in Germany in the social, nursing, health, education and environmental sectors.

In the current war of aggression against the Ukrainian population, we call on you: organize apartments, jobs, government support and transport services for refugees from Russia and Ukraine, donate money, medicines, protective equipment such as helmets and protective vests to left-wing self-defense and medical units, support deserters: inside both sides, also scandalizes the use of double standards with regard to the aggressive wars of the NATO state Turkey.

We ask all solidarity workers to share contacts in Ukraine with us and to coordinate with us how to proceed.

As workers in solidarity, we face tremendous challenges in a destabilizing world. We have to organize ourselves, worldwide, grassroots democracy and binding. We have to expand our solidarity funds, our translator and media networks, we have to build structures for the self-protection of the workers and for overcoming humanitarian crises. No handshake for the war and its profiteers – everything for global solidarity!

International Committee of the FAU Federation of Trade Unions,
organized in the International Confederation of Labour


Support options

Support for refugees: https://linktr.ee/operation.solidarity and local syndicat
Support for anti-war protests in Russia: https://wiki.avtonom.org/en/index.php/Donate
Donations for anarchist self-defence: https://abcdd.org/en/donation/
Support for deserters from all sides: https://www.cafe-libertad.de/fahnenflucht-support-desertion

Täglich grüßt das Murmeltier…

Zur alltäglichen Missachtung arbeitsrechtlicher Mindeststandards. Eine Zwischenbilanz

Es ist erstaunlich, wie kreativ sich viele Kolleg*innen im Gespräch immer wieder zeigen, um den eigenen Anspruch auf arbeitsrechtliche Mindeststandards zu leugnen: „Nein, im Gastrobereich gilt das nicht“, „Wir sind nur als Saisonkräfte eingestellt. Wir haben nicht mal einen schriftlichen Arbeitsvertrag“, oder „Mir macht die Arbeit Spaß. Ich verzichte freiwillig auf Urlaub. Mein Chef hat ja auch nicht so viel“.

Es wurde alles schon gesagt, nur noch nicht überall

Wir wiederholen uns gerne. Immer wieder. Bezahlter Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Nachtzuschläge (oder freie Tage als Ausgleich für Nachtschichten), das Einhalten von Kündigungsfristen und schriftliche Kündigungen – darauf haben alle sogenannten Arbeitnehmer*innen Anspruch, ob im Minijob in der Gastro oder in der Pflege, ob Saisonarbeit oder Vollzeit, ob die Bosse arm oder reich sind. Das Wissen um die eigenen Rechte ist der erste Schritt. Sie auch durchzusetzen erfordert manchmal Mut und bringt manchmal ein Risiko mit sich. Wir entwickeln gemeinsam Strategien und plötzlich entpuppen sich die Arbeitgeber*innen als zahnlose Tiger.

Aber auch die sogenannten Arbeitgeber*innen scheinen dies nicht zu wissen, wenn sie die Rechte ihrer Angestellten nicht gleich wissentlich missachten.

Also liebe Chefs, hier eine kleine Erinnerung: Es handelt sich bei diesen Dingen um gesetzlich garantierte Mindeststandards. Mutige Angestellte, die sich in der FAU engagieren, haben dies immer wieder gezeigt, ob im Bowling Center, im Restaurant oder beim Fahrradkurier. Wenn Chefs nicht zahlen, gelangen sie mit ihrem arbeitnehmerfeindlichen Haltungen in den Fokus der Öffentlichkeit und müssen am Ende nach der Gerichtsverhandlung dann eben doch zahlen. So ein Imageschaden kann noch viele Jahre nachwirken.

Die Firmen bleiben im Gedächtnis

Viele Menschen in der Stadt verbinden einige Firmen heute noch mit der FAU – und das Internet vergisst bekanntlich nie. Auch ein bekannter Pizzalieferdienst wollte nicht zahlen, musste am Ende aber doch. So kamen in letzter Zeit wieder vermehrt Pizzafahrer*innen zu uns, aufmerksam geworden durch vergangene Kämpfe. Sie zeigen, dass die FAU keinen Kampf aufgibt und sie alle grundsätzlich bis zum Ende führt.

Es zeigt sich: Kämpfen für die eigenen Rechte und darüber hinaus lohnt sich. Dabei kommt immer mindestens etwas Zählbares heraus. Es mag vielen das Risiko und die Mühen nicht wert sein, aber: Wer schon einmal für den eigenen Lohn gestritten hat, weiß, es ermutigt im Alltag und gibt Perspektiven das eigene Leben zum Besseren zu gestalten. Perspektiven, die die hiesige Politik in diesem Land allzu oft nicht mehr geben kann. Außerdem springt eine Menge Geld dabei heraus. Das ist in unseren oft prekären Verhältnissen immer willkommen.

Zum Schluss für die Arbeitgeber*innen: Ja, wir bekommen unser Geld. Wenn ihr nicht gleich zahlt, informieren wir die Öffentlichkeit. Am Ende wissen eure Kunden, Vertragspartner*innen, Zuliefer*innen und Angestellten was bei euch falsch läuft und wir holen uns das Geld spätestens vor Gericht– fragt eure Anwältin!

FAU Halle erfolgreich gegen Kündigung

Hallescher Pflegedienst muss nach ungerechtfertigter Kündigung zahlen

Die FAU Halle konnte vor dem Arbeitsgericht Halle erfolgreich gegen eine ungerechtfertigte Kündigung vorgehen. Der hallesche Pflegedienst Lebensdank 2.0 GmbH hatte versucht unter widersprüchlichen Gründen eine Pflegekraft zu kündigen. In einem gerichtlichen Vergleich wurde sich nun auf ein späteres Ende des Arbeitsverhältnisses und entsprechende Lohnnachzahlungen geeinigt. Nach langem Hinhalten hat das Unternehmen nun endlich gezahlt.

Das Pflegeunternehmen fiel im Laufe des Konfliktes besonders durch Unkenntnis und Missachtung sowohl von arbeitsrechtlichen Mindeststandards, als auch von pandemiebedingten lebensnotwendigen Hygienestandards negativ auf. So erfolgte die Kündigung nachdem der betroffene Kollege sich mehrfach über die mangelnde Qualität der Pflege- und Arbeitsbedingungen beschwert hatte und unmittelbar nachdem er einen positiven Coronatest vorlegte. Zudem berichtete er über Erfahrungen rassistischer Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Das ganze Verfahren wirft einmal mehr ein schlechtes Licht auf die Bedingungen in der Pflegebranche. Kolleg*innen, die wichtige Arbeit leisten, können unter widrigen Bedingungen nur schwerlichst ihrer Tätigkeit angemessen nachkommen. Menschen, die Pflege brauchen, werden dadurch vernachlässigt und unnötigen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Es steht zu befürchten, dass dies kein Einzelfall ist. Verbesserungen sind nur in Sicht, wenn die Kolleg*innen sich stärker vernetzen und gewerkschaftlich organisieren.

Gewerkschaftliche Sprechstunde am 01.12.2021 ab 18:00 Uhr (und vorerst weiterhin) online

Wegen der derzeitigen Situation haben wir uns kurzfristig entschlossen die morgige gewerkschaftliche Sprechstunde nur online oder telefonisch anzubieten. Meldet euch dazu bitte per Mail an (sprechstunde-fauhal@fau.org), dann bekommt ihr den Link zu einem Online-Raum oder die Telefonnummer.

Solidarische Grüße, eure AG Sprechstunde

Öffentlicher Protest: Stoppt die Finanzierung der myanmarischen Militärjunta

Die FAU Halle hielt im Rahmen der Kampagne #BloodMoneyMyanmar zum Thema „Die Junta in Myanmar mordet – internationale Konzerne verdienen mit“, am 30.10.2021 eine Kundgebung vor der H&M-Filiale in der Haupteinkaufsmeile von Halle ab.
Wir möchten an dieser Stelle den Redebeitrag veröffentlichen.
Weitere Informationen zur internationalen Kampagne gibt es hier: https://www.fau.org/kaempfe-und-kampagnen/bloodmoneymyanmar und hier (english): https://globalmayday.net/bloodmoneymyanmar/

Zudem berichtete ein hallesches Online-Nachrichtenmagazin: https://dubisthalle.de/protest-auf-dem-boulevard-in-halle-stoppt-die-finanzierung-der-myanmarischen-militaerjunta

Redebeitrag der Kundgebung (eine Kurzfassung findet sich darunter):
Im Rahmen der Blood Money Campaign unterstützen wir die Arbeiter:innen in Myanmar. Der Protest richtet sich in erster Linie gegen die Erdöl – und Gasindustrie. Doch auch die Textilindustrie steht in der Kritik.

Im Februar diesen Jahres haben sich Militärs in Myanmar an die Macht geputscht und regieren das Land nun mit aller Härte und Repression. Arbeiter:innen haben im März landesweit gegen die Unterdrückung der Militärdiktatur demonstriert.

In diesem Zuge startete die Protestbewegung eine internationale Kampagne, die Blood Money Campaign, um auf die Situation vor Ort aufmerksam zu machen und durch öffentliches Anprangern vor allem große westliche Konzerne von ihren Investitionen in Myanmar abzubringen.
Konzerne wie die Öl-Riesen Chevron und Total, Unternehmen wie DHL, MAN und VW, Bekleidungsfirmen wie Primark, H&M und Adidas. Sie alle betreiben Geschäfte in Myanmar, zahlen Steuern und unterstützen damit ein gewalttätiges Regime. Tausende Menschen und Demonstrant:innen wurden seitdem festgenommen, gefoltert und ermordet.

Die Textilindustrie schreibt eine lange wirtschaftliche Erfolgsgeschichte in Myanmar. Millionen von Einnahmen, die der Staat dank hoher Nachfrage auf dem westlichen Markt und mithilfe billiger Arbeitskräfte im eigenen Land erwirtschaftet hat.

Auch Primark, Adidas und H&M, alles große westliche Textilkonzerne haben in Myanmar Tradition und profitieren von den günstigen Wirtschaftsbeziehungen. Sie lassen weiterhin vor Ort produzieren und sind damit für die miserablen Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen verantwortlich.

Trotz kurzer Unterbrechung der Zusammenarbeit im März, weil der Staat gegen die Menschenrechte verstoßen hat, nahm H&M die Beziehungen mit Myanmar nun wieder auf. Die Menschenrechtsverletzungen gehen weiter.

Wie soll allen Beschäftigten ein existenzsichernder Lohn gezahlt werden können? Wie werden Arbeiterinnen, die sich gewerkschaftlich organisieren behandelt? Wie wird die Einhaltung der Ethikcodes von H&M garantiert, in einem Land, in dem friedlicher Protest gegen Diktatur und Ausbeutung niedergeschlagen wird?
Was wir von der Protestbewegung in Myanmar wissen ist, dass die Arbeitsbedingungen in den Fabriken noch miserabler geworden sind. Gewerkschafter:innen werden gekündigt, Demonstrant:innen verlieren ihren Job. Der Lohn reicht nicht zum Überleben. Die Arbeiter:innen in Myanmar werden brutal verfolgt und entrechtet. Wie ist die Produktion unter solch menschenverachtenden Umständen überhaupt noch tragbar?

Von Anfang an rief die Protestbewegung dazu auf, Produkte und Dienstleistungen zu boykottieren, die mit der Militärjunta in Verbindung stehen.
Wir schließen uns dem Protest an und fordern die Großkonzerne dazu auf, ihre Zusammenarbeit mit dem diktatorischen Staat sofort zu beenden.

Wir fordern ein Ende der Investitionen in Myanmar. Den Militärs muss sofort die wirtschaftliche Grundlage, auf der sie ihre Gewaltherrschaft aufbauen, entzogen werden.

Wir erklären uns solidarisch mit allen Textilarbeiter:innen, Gewerkschafter:innen und Streikenden in Myanmar und weltweit. Wir verurteilen das Schweigen und Verhalten aller daran beteiligten Konzerne.
Wir fordern eine öffentliche Stellungnahme zu den Produktionsverhältnissen und den Forderungen der Protestbewegung!

1. Stoppt alle Einkommensströme von internationalen Unternehmen an das Militärregime!
2. Alle für die Regierung bestimmten Zahlungen müssen eingefroren werden, bis die Demokratie in Myanmar wiederhergestellt ist.
3. Regierungen auf internationaler Ebene sollen Sanktionen gegen den staatlichen Ölkonzern Myanmars verhängen, deren Gelder nun das Militär kontrolliert!
Was ihr tun könnt:

Schließt euch der Kampagne an und teilt die Forderungen und Hashtags der Protestbewegung auf den sozialen Medien!
Bleibt über die aktuellen Entwicklungen der Kampagne informiert und informiert andere!
Und was wir sowieso alle machen sollten: Fragt euch beim nächsten Einkauf: Brauche ich dieses T-Shirt wirklich? Woher kommt es?

Kurzfassung des Redebeitrags:

Im Rahmen der Blood Money Campaign unterstützen wir die Arbeiter:innen in Myanmar.

Nach dem Militärputsch in Myanmar streiken Arbeiter:innen seit Monaten und demonstrieren gegen die Unterdrückung. Tausende Menschen und Demonstrant:innen wurden seitdem vom Regime festgenommen, gefoltert und ermordet. Große westliche Konzerne tragen durch finanzielle Investitionen maßgeblich zum Machterhalt der Militärdiktatur bei. Dazu gehören VW, DHL, Total, MAN und Modefirmen wie Primark, Adidas und H&M.

Wir fordern:

1. Stoppt alle Einkommensströme von internationalen Unternehmen an das Militärregime!
2. Alle für die Regierung bestimmten Zahlungen müssen eingefroren werden, bis die Demokratie in Myanmar wiederhergestellt ist.
3. Regierungen auf internationaler Ebene sollen Sanktionen gegen den staatlichen Ölkonzern Myanmars verhängen, deren Gelder nun das Militär kontrolliert!